OZ: Neues Werk erfährt eine beeindruckende Premiere
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Artikel aus der "Odenwälder Zeitung" vom 09.12.2004
Wald-Michelbach. (kko) Mit einem überaus abwechslungsreichen musikalischen Programm gestalteten der Chor des MGV Union 1873 Wald-Michelbach sowie der Frauen- und Männerchor des Gesangvereins Sängerbund Ober-Flockenbach die Matinee zum Dirigentenjubiläum von Hans-Joachim Karl. Einer der Höhepunkte war die Uraufführung des von Gerd Sorg komponierten Liedes "Tulpen".
Eröffnet wurde der musikalische Reigen vom Chor der Union unter Leitung des Jubilars mit dem "Morgenlied" von Ludwig Erck. Beim 23. Psalm von Franz Schubert wurde der Chor von Patrick Dietzler am Klavier begleitet. Auch mit "Shenandoah" von James Erb stellten die Überwälder Sänger ihre große Leistungsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis. "Mitt hjerte er ditt" war der erste Titel des Ober-Flockenbacher Frauenchores, der ebenfalls von Hans-Joachim Karl geleitet wird. Das Lied unterstrich die Begeisterung des Jubilars für ausländische Chorliteratur, die einen Teil der Herausforderung darstellt, mit denen er seine Chöre immer wieder zu Höchstleistungen anspornt. "Wir sind sehr stolz darauf, mit den ,Tulpen" wieder ein Werk von Gerd Sorg aus der Taufe heben zu dürfen", betonte Sabine Gärtner, Zweite Vorsitzende des Sängerbundes. Dessen Frauenchor hatte anlässlich seines Jubiläums vor zwei Jahren erstmals ein Stück von Sorg uraufgeführt. Eine Uraufführung sei wie die Geburt eines Kindes, das Ungeborene werde vom ersten Tag an geliebt, erst nach der Geburt werde aber alles greifbar und körperlich. In ihrem Werk "Tulpen" beschreibe die Dichterin Marie Luise Kraschnitz den kurzen Lebenslauf der stolzen und wunderschönen Blume, wie sie lebe, verblühe und trotzdem, immer wieder, durch die Zwiebel Kraft sammele, die Hoffnung auf Wiederkehr gebe - ein Text, schwer zu verstehen und ebenso schwer zu vertonen. Genau das habe Sorg aufgegriffen, habe am Text entlang komponiert und die Worte eindrucksvoll durch sparsam eingesetzte rhythmische Elemente, harmonische Spannungen und Klanglichter von berückender Schönheit umgesetzt. Immer wiederkehrend seien die Ursachen des Tulpentodes, Maigewitter und Stürme, Feinde der bunten Blütenkelche, zu hören, eingeleitet von einer Klage über das drohende Ende. Andererseits umfasse die Darstellung auch die Hoffnung, Hoffnung auf eine neuerliche Blüte, ein Erneuern und Erblühen in alter Form. Dazu gehöre auch der Sommer als Hoffnung gebendes Element, strahlende Akkorde, am Ende nur freudige Erwartung. Bei dem gelungenen Vortrag des Chorwerkes konnten sich die beeindruckten Zuhörer selbst ein Bild davon machen. "Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ward uns beschenkt, beten wir zum ersten Weihnachtsfeiertag, ich bin schon heute reich beschenkt worden", freute sich der sichtlich bewegte Komponist Sorg nach der Uraufführung und bedankte sich bei den Ober-Flockenbacher Frauen dafür, dass sie sein Kind aus der Taufe gehoben hätten. Nachdem er bereits vor zwei Jahren die Ehre gehabt habe, die Uraufführung eines seiner Werke durch diesen Chor unter Leitung von Hans-Joachim Karl erleben zu dürfen, sei die neuerliche Uraufführung in diesem kleinen Rahmen für ihn ein "musikgeschichtliches Erlebnis". Herzlich bedankte er sich beim Chor für das große Engagement. Den Frauen sei es gelungen, diese sicher nicht leichte Aufgabe mit Bravour zu lösen. Auch würdigte er den "Spiritus Rector" Hans-Joachim Karl, der Erfolg spreche für sein großes Können. Mit einem Präsent bedankte er sich für die gelungene Premiere. Nach dem Lied "Bauernhochzeit", das der Ober-Flockenbacher Männerchor darbot, versammelten sich die drei Chöre auf der Bühne und sangen gemeinsam noch ein Abschlusslied. Mit lang anhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum für das gehaltvoll vorgetragene Programm.
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