Artikel aus der "Odenwälder Zeitung" vom 20.10.2004
Wald-Michelbach/Schweidnitz. (kko) Im Oktober 2001 besiegelte der Kreis Bergstraße die Partnerschaft mit dem polnischen Kreis Schweidnitz. Mit der Verschwisterung wurde eine Brücke zueinander geschlagen, die zwischenzeitlich schon vielfach überquert wurde. Gegenseitige Besuche, gemeinsame Projekte, Jugendaustausch und Begegnungen auf Vereinsebene haben mittlerweile einen festen Platz eingenommen. Am vergangenen Wochenende fuhr der MGV Union 1873 Wald-Michelbach nach Schweidnitz und knüpfte im Laufe des dreitägigen Besuches zahlreiche neue Kontakte. Mit einem Konzert in der Friedenskirche wurde ein weiterer Meilenstein in der Geschichte dieser Partnerschaft gesetzt. "Als Botschafter ehrenhalber bezeichnete einmal ein früherer deutscher Außenminister die Menschen, die sich für Partnerschaften engagieren - ein treffendes Wort", schrieb Landrat Matthias Wilkes im Grußwort zur Konzertreise der Union. Er freute sich sehr, dass der Verein als Botschafter des Kreises Bergstraße dazu beitrage, die Kontakte weiter zu vertiefen und ein Netz ganz persönlicher Kontakte zu knüpfen. Nach 13 Stunden Fahrt traf die Gruppe aus Wald-Michelbach am Freitag in Schweidnitz ein. Hier wurden die Besucher schon von einigen Mitgliedern des gastgebenden Chores "Piastowski Nuty" (Die Noten der Piasten) erwartet. Nach einer Stärkung besichtigten die Überwälder den Marktplatz und den Dom, wobei sie im Laufe einer sehr interessanten Führung sehr viel Wissenswertes erfuhren. Nach der Aufteilung auf Hotels und Gastfamilien traf man sich am späten Nachmittag in der "Galeria Fotografii" (Foto-Galerie) zur Vernissage einer Ausstellung mit Werken von Antanas Sutkus, der in seinen "Daily Life Archives" Impressionen aus dem täglichen Leben in Polen eingefangen hat. Hier wurden die Besucher zunächst von Malgorzata Braniecka, der Leiterin des Kulturzentrums von Schweidnitz, willkommen geheißen. Sie wünschte den Sängern für das Konzert am folgenden Tag viel Erfolg. Landrat Jacek Wajs entbot den Gästen ebenfalls herzliche Grüße. Es sei sehr wichtig, dass die Vertreter der verschwisterten Kreise sich träfen, genau so viel Bedeutung komme aber auch der Begegnung zwischen den Menschen der beiden Kreise zu. Hier erinnerte er an das kürzlich stattgefundene Treffen von Sportlern und Jugendlichen beider Nationen in Heppenheim, die Reihe werde mit dem Besuch der Union nun fortgesetzt. Bürgermeister Wojciech Murdzek freute sich, dass die Besucher bei der kurzen Führung schon einen guten Eindruck von seiner Stadt bekommen hätten. "Musik soll deutsche und polnische Herzen erfüllen", wünschte er sich und verband damit die Hoffnung, dass durch den Besuch neue Partnerschaften und Freundschaften entstünden. Im weiteren Verlauf des Aufenthaltes seien ja noch einige Besichtigungen geplant, damit die Besucher schöne Impressionen aus dem Partnerkreis in ihre Heimat mitnehmen könnten. Kreistagsvorsitzender Werner Breitwieser überbrachte die Grüße von Landrat Wilkes und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass er als Wald-Michelbacher Gelegenheit habe, einen Wald-Michelbacher Chor nach Schweidnitz zu begleiten. Die Union sei als sehr leistungsstarker Chor bekannt. Die Sänger hätten sich intensiv auf das anstehende Konzert vorbereitet, deshalb brachte er die Hoffnung zum Ausdruck, dass viele Zuhörer in die Friedenskirche kommen würden. "Was ist schöner als die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Nationen", meinte Bürgermeister Joachim Kunkel, der den polnischen Gastgebern die Grüße der Wald-Michelbacher Gremien überbrachte. Nach dem Treffen der beiden Chöre in Wald-Michelbach im vergangenen Jahr, das in herzlicher und freundschaftlicher Atmosphäre verlaufen sei, habe auch er sich gewünscht, dass der Gegenbesuch rasch stattfinde. Deshalb freute er sich sehr, dass er bei diesem Besuch mit dabei sein könne. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Schülern der Jugendmusikschule Schweidnitz. Außerdem sang der Chor der Union die Lieder "Gaude Mater Polonia", "We shall walk" sowie "My Lord, what a morning" und gaben damit eine erste kleine Kostprobe ihres Könnens.
Herzliche Gastfreundschaft war überwältigend
Wald-Michelbach/Schweidnitz. (kko) Mit einem ausgelassenen Freundschaftsabend feierten die polnischen Gastgeber vom Chor "Piastowski Nuty" und ihre deutschen Gäste vom MGV Union 1873 Wald-Michelbach im Anschluss an ihr gefeiertes Konzert in der Friedenskirche von Schweidnitz den Erfolg. Darüber hinaus standen Besichtigungen im Ort und in der Region auf dem Programm der deutschen Besucher. Am Sonntag wurden die Überwälder überaus herzlich verabschiedet. Malgorzata Braniecka, Leiterin des Kulturzentrums von Schweidnitz, begrüßte deutsche und polnische Teilnehmer beim Freundschaftsabend in dessen Verlauf nicht nur die Möglichkeit bestehe, sich zu erholen, sondern auch bestehende Freundschaften zu vertiefen und neue Freundschaften zu beginnen. Im Laufe ihrer Ansprache nutzte sie auch die Gelegenheit, sich bei allen Sponsoren der Feier und denjenigen zu bedanken, die ihren Teil dazu beitrugen, dass die Begegnung stattfinden konnte. Mit einer Darbietung einer international bekannten Tanzgruppe aus Schweidnitz nahm der Abend einen gelungenen Auftakt. Die jungen Frauen und Männer holten zunächst die Ehrengäste und einige weitere Teilnehmer zum Walzer auf die Tanzfläche. Anschließend präsentierten sie als repräsentativen Querschnitt durch die Region drei traditionelle polnische Tänze. Danach stellten die Tänzer unter Beweis, dass sie auch moderne Kompositionen hervorragend umsetzen können. Im weiteren Verlauf des Abends wurde ausgelassen getanzt und dem reichlich servierten Essen zugesprochen. Unter dem Motto "Europa unsere Zukunft" stimmten die Sänger der Union dann auch noch einige internationale Lieder an. Die Palette reichte dabei vom englischen "Shennandoah" über das finnische "Ardotxo Txuria", das Lied "Belle Rose du printemps" aus Frankreich, das deutsche "Wenn die Bettelleute tanzen", "I manans skimmer" aus Schweden, den Rod Steward-Hit "I am sailing" und dem Klassiker "Stand by me" mit Claus Ebert als Solist. Rainer Killiches, Vorsitzender der Union, nutzte diesen Auftritt, um sich bei allen anwesenden Polen für die überwältigende Gastfreundschaft zu bedanken, die nicht nur die Sänger des Chores, sondern auch die mitgereisten passiven Mitglieder und Freunde des MGV genießen durften. Sein ganz besonderer Dank galt Grazyna Oczkowicz, der Vorsitzenden des polnischen Chores, Alina Skirka, die den Hauptteil der Organisation bewältigte, sowie Dolmetscherin Eva Redemann für ihre gute Arbeit. Er schenkte dem polnischen Chor ein Gemälde zur Konzertreihe "Begegnungen", zu der auch das Konzert in der Friedenskirche gehörte. Zu vorgerückter Stunde setzte sich Felix Autor ans Klavier, einige Sänger und jeder, der Lust dazu hatte, postierten sich rundum und es wurden populäre Lieder angestimmt. Polen und Deutsche standen Arm in Arm und sangen aus voller Kehle mit. Beim Besichtigungsprogramm war der Besuch auf Schloss Fürstenstein, dem größten Schloss Schlesiens, der Höhepunkt. Auf Bitte des Gästeführers stimmte der Chor der Union im Maximilianssaal und in einem weiteren Saal mit guter Akustik einige Lieder an, die auch andere Besucher anlockten. Beim Abschied bedankten sich die polnischen Gastgeber bei ihren Besuchern für das Treffen, das sicher ein wichtiger Beitrag zur Verschwisterung der beiden Kreise gewesen sei. Zur Erinnerung an den Besuch in Schweidnitz überreichten Grazyna Oczkowicz und Malgorzata Braniecka Rainer Killiches einen großen gläsernen Pokal mit einer Erinnerungsplakette. Nach vielen Umarmungen und dem Versprechen, den Kontakt nicht abreißen zu lassen, traten die Überwälder am Sonntagnachmittag den Rückweg an. In der Nacht auf Montag nachts kehrten alle Ausflügler wohlbehalten nach Wald-Michelbach zurück.
Bei "Tscharna Madonna" flossen bei manchen sogar Tränen
Wald-Michelbach/Schweidnitz. (kko) Mit dem vom Männergesangverein Union 1873 Wald-Michelbach und dem polnischen Chor "Piastowski Nuty" gemeinsam gesungenen "Tscharna Madonna" (Schwarze Madonna) setzten die beiden Chöre einen überwältigenden Schlusspunkt unter ihr Konzert in der Friedenskirche in Schweidnitz. Wie erhofft stimmten die Zuhörer in der gut besuchten Kirche im polnisch gesungenen Teil mit ein, vielen liefen Tränen der Rührung über das Gesicht. Entsprechend laut und lang anhaltend war am Ende der Applaus für ein Konzert, das mit Recht als Meilenstein in der Geschichte der Verschwisterung zwischen dem Kreis Bergstraße und dem Kreis Schweidnitz bezeichnet werden kann.Eröffnet wurde das Programm von den Gästen aus Wald-Michelbach, die unter Leitung von Hans-Joachim Karl gleich zu Beginn mit "Gaude Mater Polonia" von Andrzej Koszweski ein Lied darboten, das die polnischen Zuhörer sofort ansprach. Wie vom Chor der Union nicht anders zu erwarten, traten sie im weiteren Verlauf des Programms einen Streifzug durch die Chorliteratur der Welt an und präsentierten Lieder aus dem englischsprachigen Raum ebenso wie ein afrikanisches Lied, das italienische Phregiera oder "Heilig, Heilig" von Franz Schubert. Als Solisten fungierten dabei Klaus Dennemoser an der Pauke, Pianist Patrick Distler und Thomas Ebert an der Bongo-Trommel. Kreistagsvorsitzender Werner Breitwieser, als Vertreter des Kreises Bergstraße und Vorsitzender des Partnerschaftsvereines "Brücke/Most" mitgereist, hatte einige Stücke des Programms mit einstudiert und sang im Chor mit. Höhepunkt des Programms war aber das Lied von der Schwarzen Madonna, das die Überwälder auf deutsch und polnisch sangen. Als die Sänger diese "heimliche Nationalhymne" Polens anstimmten, war die Begeisterung bei ihren polnischen Zuhörern deutlich zu spüren. Hier übernahm auch der Wald-Michelbacher Bürgermeister Joachim Kunkel eine Aufgabe, er begleitete den Chor am Klavier. Den zweiten Teil des Programms gestaltete der Chor aus Schweidnitz. Nachdem "Die Noten der Piasten" (Piastowski Nuty) im vergangenen Jahr anlässlich des 130-jährigen Jubiläums der Union beim Konzert "Begegnungen" in Wald-Michelbach zu Gast war und seinerzeit nur einige wenige Stücke im Repertoire hatte, da der Chor noch nicht sehr lange bestand, stellten die Aktiven diesmal eindrucksvoll unter Beweis, dass sie in den wenigen Monaten sehr viel dazu gelernt haben. Unter Leitung von Maria Sadlowska boten die Sängerinnen und Sänger ebenfalls ein umfangreiches Programm dar, bei dem jedes Lied von Akkordeon und Geige begleitet wurde. Auch sie wurden für die gelungene Darbietung vom beeindruckten Publikum mit sehr viel Beifall belohnt. Absoluter Höhepunkt war das Finale, bei dem die beiden Chöre gemeinsam sangen. Und als sie dann noch einmal "Tscharna Madonna" anstimmten und Dirigent Karl und Chorleiterin Sadlowska Hand in Hand gemeinsam dirigierten, waren die Zuhörer hingerissen. Fast alle stimmten bei diesem Lied mit ein und viele schämten sich ihrer Tränen nicht. Der grandiose Erfolg des Konzertes wurde durch die besondere Atmosphäre in der Friedenskirche unterstützt. Die einmalige Form, die Fachwerk-Bauweise, die bei der 7000 Menschen fassenden Kirche bis an ihre absoluten Grenzen ausgereizt wurde, und vor allem die reichen Ausschmückungen - die Kirche stellt heute ein einzigartiges Museum dar, das im Laufe von 350 Jahren durch die Bemühungen vieler tausend Schlesier evangelischer Konfession entstand - sorgten für die Aufnahme des Bauwerkes in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO im Jahr 2001. Die grandiose Kulisse und die mitreißenden Darbietungen der Chöre ließ Sänger und Zuhörer auch die kühle Witterung vergessen.
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